Ende 1991 war Hilka und mir (nach dem Besuch eines Marine-Freundes in Göteborg) ein kleines Holzhaus im 50-Einwohner Inseldorf Mellanström am Polarkreis in Schwedisch-Lappland zugefallen. Der Kauf war günstig und einfach, nur das mit der Aufenthalts-genehmigung klappte die nächsten Jahre nicht und Hilka verlies mich und den Gedanken ans Auswandern dann Ende 1993.
Nachdem ich 1994 (durch den EWR) endlich als selbstständiger Individual-Reise-veranstalter und Wildnisführer (sowie nebenbei Naturfotograf) Aufenthaltsgenehmigung bekam und so mitte des Jahres alleine in unser Haus im Inseldorf ausgewandert bin, zog Hilka Anfang 1995 doch zu mir.
Als wir im Spätherbst 1995 zur Diashow– und Weihnachtsmarkt-Werbetour in Deutschland sind, bekomme ich die verrückte Idee mit der beliebten Radio-Livesendung ‚SDR3 Leute‘ an deren Redaktion ich ein Fax sende, mit der Beschreibung unserer Auswander- und Lebe-Situation. Anfang Dezember, als ich gerade den VW-Bus für den Aidlinger Weihnachtsmarkt packe, meint mein Vater ich solle schnell ans Telefon kommen, da wäre ein Stefan Siller von SDR3-Leute der mich sprechen wolle – WOW – nervös eile ich zum Telefon. Er meint, dass die SDR3-Leute Redaktion eigentlich mit Reiseberichten total überhäuft würden, aber unsere Geschichte doch irgendwie besonders und reizvoll wäre. Nachdem wir eine gute Viertelstunde ganz locker geplaudert haben fragt er, ob man mit meiner Lebensgefährtin auch so gut reden könne – dazu ich locker-flachsig: „Aber sicher, und dazu kann sie sogar hochdeutsch“ – worauf er lachend meint, dass wir damit am 2. Januar zur Live-Sendung mit ihm eingeladen seien falls wir an dem Tag nichts besseres zu tun hätten. Kurz vor 10 an der Pforte des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart würde reichen…
Eigentlich wollten wir nach Weihnacht schon wieder gen Lappland fahren aber da wir auf dem Aidlinger Weihnachtsmarkt zu-fällig vom Chef der Messe Stuttgart im Januar einen kostenlosen Messestand auf der (eigentlich immer ausgebuchten) CMT-Reisemesse angeboten bekamen, passte das ja. Und wenn der liebe Stefan am Ende der herzlich lockeren Sendung nicht noch auf unsere Messepräsenz hingewiesen hätte, hätte ich diese Frei-Wetbung sogar vergessen.
Nach der Sendung überlegen Hilka und ich ob wir noch einen Spaziergang über die Königstraße machen aber entscheiden uns dann doch gleich nach Hause zu meinen Eltern zu fahren – Leben sei Dank, denn das Telefon meiner Eltern steht seit der Bekanntgabe der Telefonnummer am Ende der Sendung nicht mehr still und mein Vater erzählt, ein Mann habe sogar gemeint er hätte die Sendung im Auto verfolgt und wäre extra auf einen Rastplatz gefahren um die Kontaktdaten nicht zu verpassen…
Es war Mitte der 90-er Jahre, am Anfang der Zeit als Wilfnisführer und Naturfotograf in meiner Individualreisefirma. Allein in der Natur unterwegs, stehe ich plötzlich einer Elchkuh mit Kalb gegenüber. 😲 Während wir uns tief in die Augen starren, lässt eine innere Stimme mich ihnen sehr sehr vorsichtig langsam nähern. Keinerlei Nervosität herrscht zwischen mir und der Mutter – nur beim Kalb spüre ich sie ein wenig. 🙄 Als nur noch wenige Meter zwischen uns sind, scheint es dem Kalb zu ungemütlich zu werden, denn es geht hinter seine Mutter. Diese beginnt jetzt zu grasen und während ich demütig und dankbar diese gnadenvolle Nähe genieße, blicken wir uns immer wieder ruhig in die Augen. Nach geraumer Zeit (sicher mehr als eine halbe Stunde) und einem letzten, langen und tiefen (Abschieds)Blick ziehen die Zwei weiter. 😘
Ein Jahr später erfahre ich von Elchjägern im Inseldorf, dass es lebensgefährlich ist, sich einer Elchkuh mit Kalb zu nähern! Als ich von meinem WUNDERnvollen Erlebnis erzähle, will und kann man es zuerst nicht glauben und hält mich dann für total Wahn-sinnig! 🙃 Was soll ich darauf antworten? Es war einfach so vertrauens-, ja liebevoll zwischen uns. 🥰
Ob ich es wohl auch so hätte fühlen (und dadurch erleben) können, wenn mir mein Verstand aus „Verstehen“ natürlich Angst gemacht hätte? 😎
Und danach wieder zurück nach Mellanström um für die erste Wintergruppe vorzubereiten.
Im Sommer 1996 zwischen den Reisegruppen erweitere ich das Haus dann noch auf der Westseite um knapp 30 qm – mit Eingangsbereich, Ausrüstungs-Vorraum und Wintergarten. Und zwei Jahre später noch die Süd- und Ostseite um weitere 65 qm mit Essens- und Ausrüstungsraum sowie Garage und Carport.
Dazu kommen dann noch Teilnahme an Events wie:
im März 1995 die ESP-Präsentation von Mercedes wo ich als Einwanderer neben den Arjeploger Oympia-Goldmedallisten Klas Lestander (Biathlon, 1960 in Squaw Valley) und seinem Sohn Dan (Schneeskulptur, 1992 in Albertville) auf der abendlichen kleinen Fun-Olympiade für die über 500 Journalisten aus der ganzen Welt für die Axtwerf-Disziplin zuständig war.
im Sommer 1998 die Reise zu Arjeplogs Bergwerk-Partnerstadt Eisenerz, wo auch Dan dabei war und ich an einem Abend meine Diashow präsentierte.
1995 und 1996 ist Hilka an meiner Seite, die ich im ersten Jahr sogar angestelle, damit sie Aufenthaltsgenehmigung bekommt.
1998 und 1999 ist Sanne an meiner Seite, nachdem wir uns im Frühjahr 1997 nähergekommen waren, als sie mit einer Reisegruppe bei mir war.
wir sind uns jedoch nach einem Jahr einig, dass wir keine Zukunft haben – leider darf ich vor Sanne jemanden anderen kennenlernen
Ende 1999 kommt Silvie mit einer Hochzeitsreisegruppe zu uns – und wir fühlen sofort tief füreinander…
…und deshalb bin ich von da an bis zur Geburt unseres Sohnes Björne, Mitte 2003, halb in Mellanström und halb in Deutschland. Danach sind die Beiden in Lappland an meiner Seite…
…und nach der Geburt unserer Tochter Monia, Anfang Oktober 2005, wandern Mitte Dezember alle Drei (offiziell) zu mir aus.
…kam es plötzlich aus meiner Freundin Hilka, als wir im tiefsten Mittwinter 1991 gen Polarkreis fuhren – obwohl für sie Auswandern gen Norden bis dahin undenkbar war 😘
Auf mein „gerne“ zu Hilkas Auswander-Idee reagierte sie sofort mit: „Ja, aber wohin dann?“ Worauf ich meinte mir sei es egal, weil ich mir seit meiner Nordkap-Motorradtour zwei Jahre zuvor (mit meiner damaligen Freundin Christine) auch Skandinavien vorstellen könne, worauf sie sofort erwiderte,dass sie zwar noch nie weiter nördlich als ihre Geburtsstadt Hamburg gewesen wäre, aber doch eher in südliche Gefilde wie z.B. Frankreich oder Griechenland wolle. Worauf ich wiederum meinte, dass es mir egal wäre aber ich nicht suchen wolle, weil ich denke, dass das Richtige auf uns zukommen würde wenn und wann es denn dran wäre – wie auch das mir plötzlich zugefallene MotoCross oder mein Wechsel von Mercedes ins Handwerk (nach dem thrillerwürdigen Ende auf der Mittelmeerumrundung-Motorradtour), die, wie das Auswandern, schon seit meiner Kindheit irgendwie ein weitentfernter Wunsch waren…
Nachdem mein Freund Jörg, den ich während meiner Marine-Zeit 1985/86 in Kiel kennengelernt hatte und der inzwischen mit Frau und Kind in Göteborg wohnte, immer wieder bat ihn doch mal dort zu besuchen, bekam ich die Idee das über Weihnachten mit dem Auto zu machen. Und dann einfach weiter gen Polarkreis zu fahren – da ich mir ein im Sommer so tolles Land entgegen der allgemeinen Meinung im Winter nicht nur dunkel und kalt vorstellen konnte.
Von der Idee war Hilka natürlich nicht begeistert meinte aber, dass sie die zwei Wochen wohl irgendwie überstehen würde.
Also fuhren wir mit Schneeketten im Gepäck mit unserem alten Audi 100 vor Weihnachten los und verbrachten die Festtage bei Jörg und seiner Familie in der Hochhauswohnung im tristen Göteborg.
Zwischen den Tagen fuhren wir dann auf kleinen Straßen dem Grenzgrbirge entlang weiter gen Norden. Am zweiten Tag wurde es dann weiß und während die Tageslänge natürlich abnahm, nahm die Schneehöhe zu. Auf schneeglatten Straßen ging es durch einsame, tiefverschneite Wald- und Seenlandschaft während stundenlangem Sonnenauf- und Untergang. Für die Übernachtungen vielen uns, durch mein Gefühl, immer idyllische Plätze und Gästehütten zu.
Als wir dann, nach drei Tagen schon recht weit oben, gerade durch einen Schneesturm auf einer Brücke zwischen zwei Seen fuhren, meinte Hilka plötzlich: „Hier könnten wir eigentlich auch ein Häuschen haben“ !?! 🙃
Am nächsten Tag, irgendwo mitten im Nordschweden-Nirgendwo hielt ich an einer Abzweigung wo wir meinem Gefühl nach links sollten um die noch ca. 150 km bis zum Polarkreis zu kommen – aber Hilka, die die Straßenkarte studierte, meinte wir müssten uns geradeaus halten, was wir dann auch taten
Beim Punkt 3 wäre es nach links Richtung Polarkreis gegangen – das Leben ließ uns dank Hilka für geradeaus entscheiden 🙏
23 km später, bei einsetzender Dunkelheit (schon um kurz nach 14 Uhr bei der starken Bewölkung) bekomme ich beim Schild nach links „Kasker 2 km“ das Gefühl dass es uns wieder zu einem von der Durchgangsstraße abgelegenen, idyllischen Übernachtungsplatz führen könnte. Nach dem Ortschild Mellanström und dem kurzen Straßenstück über den vermeintlichen See, stehen wir nach einem guten halben Kilometer vor einem beleuchteten Lebensmittelladen mit zwei Zapfsäulen…
„Ein Traum!“ entfährt es mir „abgelegen, ein kleines Dorf mit Laden und Sprit und dann noch auf einer Landzunge oder Insel – wenn es jetzt noch eine Gästehütte gibt, dann würde ich hier gerne den Jahreswechsel verbringen!“
Als wir den Laden betreten fragt die Frau an der Kasse auf Englisch wo wir um Gotteswillen in dieser gottverlassenen Zeit herkämen – oder ob wir Testfahrer wären, obwohl auch die Wintertests auf dem Eis in dieser Zeit ruhen!?
Einstimmig meinen wir, dass wir mit dem Auto von Deutschland gestartet wären und es uns diese Zeit hier oben sehr gut gefalle! Und ob es deshalb eine Möglichkeit gäbe über den Jahreswechsel eine Gästehütte zu mieten? Worauf sie sofort jemand anruft und uns die 200 Meter dorthin erklärt – aber meint falls wir noch einkaufen wollten müssten wir das in den nächsten zwei Stunden noch tun, da sie am morgigen 30. Dezember wegen Inventur geschlossen hätte.
Als wir unsere Sachen in der netten, kleinen Gästehütte des lieben, alten Paares verstaut haben, machen wir uns warm gekleidet zu Fuß zum Laden – mit kleinem Umweg bis zum Straßenende wo wir ein verlassenes Haus mit Seeblick sehen.
Zurück im Laden fragen wir überschwänglich die Frau an der Kasse ob man hier auch ein Haus kaufen könne, so wie dieses eine? Sie meint das wäre nur noch ein Sommerhaus aber sie wisse zufällig eines, das ihres Bruders der vor 3 Jahren gestorben wäre. Wieviel es kosten würde wollen wir natürlich wissen und ob es am See wäre? Sie meint da es ein Inseldorf wäre, wären quasi alle Häuser am See und da der Nachlassverwalter sie kürzlich wieder fragte ob sie nicht irgendwelche Interessenten für das Haus kenne, wisse sie zufällig den Preis – umgerechnet ca. 40000 DM. Wir schauen uns verdutzt-verzückt an und lassen sie euphorisch einstimmig wissen, dass wir wirklich Interesse haben.
Am Abend in der Hütte gibt es gedanklich und verbal natürlich nur ein Thema – und einstimmig sind wir überzeugt, dass wir es machen müssen, da die Summe ungefähr dem entspricht was wir gemeinsam (für ein neueres Auto schon geplant) haben.
Am nächsten Vormittag machen wir uns von der Hütte aus aufs schneebedeckte Eis über den See. Dass wir damals auf dem wegen der Strömung in Kasker sehr dünnem Eis nicht eingebrochen sind, lässt mich bis zum heutigen Tag mit meinem Bewusstsein durch den zugefallenen Traumberuf als langjähriger Wildnisführer erfrösteln…
…und darf mir durch die gnadenvolle Berufung danach, als (durch mein Vertrauen wundernvoll geführter) Helfer für Mitmenschen in Not, der „Trag“weite der ‚Spuren im Sand‘ dankbarst bewusst sein.
Auf unserem Rückweg durchs Inseldorf kommen wir an einem netten Mann vorbei der vorm Haus an einem Schneemobil schraubt und sich für die zwei Fremden in dieser Zeit interessiert. Wir erzählem ihm in unserer Freude wie wir hier gelandet sind und dem möglichen Hauskauf nach der Begegnung mit der Ladenbesitzerin. Lachend meint er, er hieße Ulf und die Frau wäre seine Schwester Ulla – und in dem Haus hätten sie mit ihren Eltern und Geschwistern einige Jahre selbst gelebt. Als wir uns verabschieden meint er, wenn wir Lust hätten könnte er sich vorstellen, dass wir uns heute Abend bei der Sylvesterfeier mit seiner Familie bei Ulla und ihrer Familie wiedersehen würden…
Zwei Stunden vor Mitternacht stehen dann plötzlich zwei Männer mit Tretschlitten vor unserer Hütte. Es ist Ulf und sein Schwager Torbjörn und sie meinen in feuchtfröhlicher Stimmung, wir sollen ihnen doch bitte nun zum Jahreswechsel folgen.
So feiern wir zu zwölf den Übergang ins neue Jahr und dürfen feststellen, dass alle sehr froh sind, wenn wir als junges Paar mithelfen die Zukunft des kleinen Inseldorfes zu sichern. Als wir uns zwischen drei und vier Uhr herzlich verabschieden meinen sie, da es mir als Ex-Motocrosser sicher Spaß machen würde, würden sie für uns nach dem Ausschlafen eine Schneemobiltour zu einer Hundeschlittentour machen…
Kurz nach Mittag fahren wir dann, auf einem eigenen Skidoo, unseren Gastgebern hinterher übern See zu einer Huskiezucht, wo ich, total ver- und entzückt in die weite Natur schauend, mit Tränen in den Augen fühlen und verstehen darf, dass dieser Platz hier oben auf mich gewartet hat. 🙏
Am nächsten Tag besichtigen wir mit Ulla „unser“ (hoffentlich) zukünftiges Haus. In nicht mal 10 Minuten ist die Sache vorüber – nicht weil Ulla keine Zeit hat, sondern weil mich der Zustand des Hauses nicht wirklich interessiert – mein Herz weiß – was spielt da sonst eine Rolle – auch wenn ich später z.B. an den relativ neuen Fenstern mit dreifach Verglasung doch recht froh bin.
Am nächsten Tag starten wir, mit einem kleinen Abstecher zur Stadt Arjeplog (wie auch Mellanström idyllisch zwischen mehreren Seen gelegen) und Skellefteå am Bottnischen Meer gen (dadurch) 2750 km entfernte Deutschland-Heimat – die wir irgendwie an einem Stück nach 27 Stunden erreichen 😎
In den nächsten 2 Monaten regeln wir die Formalitäten und fahren dann im März wieder hoch und dürfen mit ein paar Möbeln von Ulla schon im Haus wohnen bevor der Kauf nach ein paar Wochen abgeschlossen ist. Durch den Nachlassverwalter ging er reibungslos.
Wir erleben wundervolle Tage und Musiknächte mit verschiedenen Einheimischen – machen aber auch eine weniger schöne Er“fahrung“: Bei der Rückfahrt vom Berg in Arjeplog bleibt das vor uns fahrende Auto und ein Entgegenkommendes plötzlich stehen, so dass mir ohne die hier obligatorischen Spikes nur die Wahl bleibt in das entgegen- oder vor mir stehende Auto zu schlittern, aber da sich im Ersteren ein Kind über die Vordersitze beugt bleibt nur das Heck des Saab. Diesem passiert nicht viel, aber die Knautschzone unseres Audis ist relativ weit reingeschoben 😥
Ullas Mann Torbjörn schleppt uns die gut 30 km nach Mellanström zurück und ein anderer Torbjörn im Inseldorf, als guter Mechaniker bekannt, hilft mir, die Schrottplätze in Nordschweden telefonisch abklappernd in der 350 km entfernten Küstenstadt Umeå einen baugleichen Audi ohne Frontschaden zu finden und fährt mit mir, Anhänger und Flex kurzerhand dort hin wo den kompletten Vorbau des Schrott-Audis abflexe.
Während ich zurück im Inselsorf in Torbjörns gemieteter Schrauber-Garage auch den Vorbau unseres Audis abflexe und es mir gelingt den Schrott-Vorbau milimetergenau wieder anzuschweißen, bestellt Torbjörn die benötigten Ersatzteile. Das Einzige was zum Schluss fehlt, ist das Blinkerglas, was ich kurzerhand aus einer Plastikflasche und einer gelben Glühbirne erstelle. Im Inseldorf hinterlässt das natürlich Erstaunen über den baldigen Einwanderer…
Was sich allerdings bedeutend schwieriger gestaltet als der Hauskauf, da es die EU noch nicht gibt und man somit ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Job und ohne Job keine Aufenthaltsgenehmigung bekommt?!?
Im Sommer sehen dann meine Eltern unser Grundstück vor uns das erste Mal ohne Schnee da sie mit einem befreundeten Ehepaar nach Mellanström fahren – der Jugendfreund ist Abteilungsleiter bei Mercedes und bekommt dafür einen Testwagen.
Als sie zurück sind verstehen sie uns und der Freund macht uns mit einem sehr netten Verantwortlichen der Mercedes-Wintertests bekannt, der uns in Aidlingen besucht und sehr interessiert ist, jemand ganzjährig dort oben zu haben. Er versucht alles, mir eine kleine Anstellung bei Mercedes zu ermöglichen – aber – zum Einen bin ich erst ein paar Jahre zuvor (nach dem thrillerwürdigen Ende auf der Mittelmeer-Umrundung) von Mercedes weggegangen und zum Anderen ist leider gerade absolutes Aufnahmestop bei Mercedes…
Für Hilka gestaltet sich die Ungewissheit mit der Auswanderung nicht weniger schwierig, da ihr Vater stirbt und sie natürlich als Einzelkind Verantwortung für ihre kränkliche Mutter hat.
Während ich 1993 für mehrere Monate in Mellanström bin und versuche Möglichkeiten für einen Job zu eröffnen wird plötzlich bekannt, dass 1994 der EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) kommt und man deshalb innerhalb Europas während dem Urlaub in einem anderen Land eine Anstellung oder eigene Firma beginnen kann und daraufhin Aufenthaltsgenehmigung bekommt…
Zurück in Deutschland bekomme ich die Idee mit meinem Zelt, Kanu und sonstiger Outdoorausrüstung eine Individual-Reisefirma anzufangen. Papa ersteht von der Firma einen ausgemusterten 286er PC mit dem ich verzweifelt versuche erste Schritte zu lernen. Erst als ein Bekannter bemerkt dass der PC fehlerhaft ist und ich mich auf einen funktionierenden einlerne, gelingt es mir über Winter nach Feierabend allmählich das erste Prospekt zu schreiben… Aus unseren Videos der bisherigen Fahrten nach und Zeit in Mellanström mache ich einen kurzen Werbefilm und meine erste Diashow im Vereinsheim in Maichingen.
Die Situation kostet mich alle Kraft da mir die Arbeit als Metallbauer (vor allem am Schraubstock stehend) durch den Kreuzbandschaden beim Seitenwagen-Motocross ein paar Jahre zuvor immer schwerer fällt – und Hilka sich (in aller Freundschaft) von mir trennt, da sie sich in jemanden Anderen verliebt habe.
Anfang 1994 bin ich dann wieder in Mellanström um die eigene Firma zu beantragen und werde zu einem Gremium geladen um mein Geschäftsmodell vorzustellen. Nachdem man meine Idee gehört, das Prospekt durchgelesen und das Werbevideo angeschaut hat möchte man wissen wieviel mich das Werbematerial gekostet habe, etwas beschämt komme ich auf ca. 50 Euro – was sie erstaunt und zweifellos die Firma anerkennen lässt, mit der Erklärung, dass man sich um den Erfolg von jemanden der mit so geringen Mitteln und so viel Herz so etwas auf die Beine stellt keine Angst haben müsse…
Solange ich, zurück in Deutschland, warte bis die Firma offiziell eingetragen ist, hilft Hilka mir mit vollem Einsatz das Werbematerial zu vervielfältigen – was herzlich lieb ist, aber meinen Verlustschmerz natürlich nicht weniger macht.
Am 24.5.1994, ein Tag vor meinem 30. Geburtstag, ist meine Firma NAPUTO eingetragen.
Gute sechs Wochen danach, am 8.7. bin ich startklar für den Umzug nach Mellanström Eigentlich hätte ich noch mehr Zeit gebraucht aber für Anfang August waren schon die ersten offiziellen Reisegäste angeneldet. Hatte die letzten Wochen fast jede Nacht an dem Anmelde- und Reisebestätigungsmaterial sowie Checklisten und den Reisvorbereitungen gearbeitet und dann in den letzten Tagen den spärlich eingerichteten 5,15er Wilk-Wohnwagen meiner Eltern (der zu seinem Beginn als Büro bei der Olympiade in München fungierte) bis zum Bersten beladen. Nach herrlichem Abschied von Hilka, die zu meiner Verwunderung auch Tränen in den Augen hatte, und von meinen Eltern geht es mit meinem Ausbildungskollegen und Freund Rainer los gen Mellanström.
Als ich Rainer unterwegs sage dass Hilka natürlich jederzeit zu mit zurückkehren dürfe wenn sie dafür fühle kann und will er das nicht verstehen, ja er nimmt mir diese Einstellung irgendwie sogar übel!?
Nach zweieinhalb Tagen, zwei Übernachtungen zwischen dem Umzugsgut umd knapp 2550 km auf der kürzesten aber leider zum Teil auch sehr hoplrigen Strecke, kommen wir im Inseldorf an.
Als ich im leeren Wohnzimmer stehend auf den See hinunterblicke, beginnt es mich zu drehen und ich frage mich warum um alles in der Welt ich das alles mache?!? Die Freundin verloren, keine Sicherheit mehr, weit weg von zuhause und meiner Familie, Freunde und Bekannte… und im selben Augenblick rafft irgendwas mich zusammen und lässt mich gesund denken: okay, Du bist überarbeitet und -müdet und jetzt gilt es einfach einen Schritt nach dem Anderen weiter zu gehen…
Im August und September kommen dann die ersten offiziellen Reisegruppen und währenddessen kommen immer öfter Faxe von Hilka in denen klar wird, dass sie gerne zu mir (und nach Lappland) zurückkehren würde.
Im November fahre ich nach Deutschland und mache, mit Hilka an meiner Seite, meine erste Diashow in Aidlingen – im Musiksaal der Hauptschule.
Als wir dann mit einer kleinen Werbetafel auf dem Weihnachtsmarkt stehen, fragt ein Mann wie wir diese tollen Reisen vermakten würde? Als ich auf die Werbetafel deute, zückt er mit etwas Mitleid seine Visitenkarte und meint da würde er uns gerne etwas helfen. Er ist Messechef von Stuttgart und bietet uns im Januar kostenlos einen kleinen Nischenplatz auf der so begehrten und auf Jahre hinaus restlos ausgebuchten CMT-Reisemesse.
Zweimal durfte ich (im jetzigen Leben) bisher dem Tod nahe sein. Das erste Mal 1988 (nach der Motorradtour gen Nordkap) unbewusst und das letzte Mal 2016 (während meiner Radtour nach und durch China) bewusst — und beide Male war da nur Vertrauen, Frieden und Dankbarkeit statt Angst.
1988 bin ich mit meiner Freundin Christine per Motorrad auf dem Nachhauseweg vom Fußballspiel im Nachbardorf, als mich plötzlich etwas in die Unterlippe sticht.Recht schnell bekomme ich ein bedrohliches Gefühl und spüre, dass es eilt die 4 km heim zu kommen. Nachdem ich Christine hektisch bei ihren Eltern abgesetzt habe, fahre ich die 500 Meter wie betrunken heim und lasse das Motorrad in der Hofeinfahrt beinahe fallen, um mit fiebrigem Gefühl und Druck im Kopf schnell unter die kalte Dusche zu kommen. Hier läuft plötzlich mein ganzes Leben blitzartig an mir vorbei (als stände die Zeit still), während mir in den Sinn kommt was wäre, wenn ich jetzt sterben würde: „kein Problem, ein gutes Leben gehabt und keine Schuld offen“ – und gleich darauf frage ich mich ob ich jetzt spinne oder warum ich nach einem kleinen Stich übers Sterben nachdenke?! Als ich mit weniger Hitze und Druck im Kopf im Flur sitze, kommt Christine um nach mir zu schauen da ihr mein hektischer Abschied doch merkwürdig erschien. Obwohl ich ihr sage, dass es mir nach der kalten Dusche schon wieder ganz gut geht, ruft sie den 6 km entfernten Wochenend-Notdienst an und weil der Arzt meint, dass wir zur Vorsicht vorbeikommen sollten, fährt sie mich gleich dort hin. Als der Arzt mich sieht wird er bleich, gibt mir hektisch 2 Spritzen und gesteht uns, dass er sofort den Notarztwagen geschickt hätte, wenn er auch nur im Geringsten geahnt hätte wie kritisch mein Zustand ist, da es sich um eine lebensgefährliche Bienengiftallergie handle! Er fragt mich wegen der extremen Reaktion ob ich in den letzten 6 Wochen schon einmal gestochen wurde – und tatsäclich – bei unserer Motorradtour gen Nordkap gut 6 Wochen zuvor in Dänemark hatte mich eine Biene in den Unterarm gestochen und dieser war so angeschwollen, dass wir einen Arzt aufgesucht haben und dieser von „alergic reaction“ und etwas von „6 weeks“ und „dangerous“ sprach… Jetzt wird mir klar, dass das unter der Dusche alles andere als spinnerische Gedanken waren sondern von viel tiefer (oder gar höher) zu mir kam… 😍
2016 auf meiner ungeplanten Radtour nach und durch China habe ich, nach 3 Tagen mit schwerem Durchfall in einem Truckstop-Zimmer im tibetischen Hochgebirge ruhend, durch starke Schmerzen im rechten Unterbein das Gefühl, dass es gefährlich sein könnte und als nach 9 Tagen auch noch Schmerzen in der rechten Körperseite und in der Lunge dazukommen, bin ich mir bewusst, dass es lebensgefährlich ist – auch weil ich, vorm Start der ungeplanten Tour außer der Mongolei, wichtiger Seelen-Begnung und Gefängnis auch die Intuition von schwerer Krankheit oder Tod hatte – und die Mongolei sowie Seelen-Begegnung sich schon bewahrheitet haben.
„Zufällig“ nachdem ich mich mit meinem Bruder Uli (der gleichzeitig im 9000 km entfernten Deutschland unter Krebs leidet) via Whatsapp ganz herzlich offen über unseren nahen Tod ausgetauscht habe, kontaktiert mich mein cooler Arzt-Freund Manfred und fragt ob ich noch lebe, weil kein Reisebericht mehr komme. Nach meiner Beschreibung fernprognostiziert er mir eine schwere Thrombose und Lungenembolie mit den Worten: „Schau dass du schleunigst in ein Krankenhaus kommst, wenn du noch ein Weilchen leben möchtest!“ In den 3 Tagen (mit enormer körperlicher Anstrengung und 720 km Busfahrt) bis ich dann doch noch die lebensrettende Medizin bekomme, bin ich wie 1988 wieder in totalem Frieden und Vertrauen – ob bevorstehender“ „Heim“kehr oder noch eine Weile auf Mama Erde – diesmal im Bewusstsein des nahen Todes.😍 PS: weil 3 Wochen Krankenhaus geplant waren, wurde für mich Visumverlängerung beantragt und als diese nach 5 Tagen genehmigt wurde, war ich WUNDERnvoll gesundet und konnte somit, total unerwartet, doch noch meine Seelenschwester Xiao wieder treffen. Was dann geschah, gleicht einem nicht endenden Albtraum der unglaubliches/unmögliches eröffnete – Leben weiß und kann, wenn man ihm vertraut.
Auf der leicht abschüssigen noch feuchten Küstenstraße (5) im Golf von Patras (Griechenland) rutscht plötzlich das Hinterrad des vor mir fahrenden Motorrades kurz weg (Ralf und Kerstin, die ich auf dem letzten Campingplatz kennengelernt habe). Obwohl ich ca. 50 m Abstand bei nur ca. 60 km/h habe, ziehe ich reflexmäßig (natürlich, als Ex-MotoCrosser) mit 2 Fingern ganz leicht am Bremshebel – sofort rutscht mein Vorderrad weg und ich rutsche fast widerstandslos auf der Straße sitzend neben meinem „Caribu“ her! Da die Straße eine ganz leichte Linksbiegung macht, kommen Motorrad und ich der Leitplanke immer näher und um nicht mit dem Körper in einen der vielen scharfkantigen Leitplanken-Pfosten zu krachen, habe ich sogar noch die Zeit mit meinem rechten Fuß einen der nächsten Pfosten zum Abfangen auszusuchen. Ein stechender Schmerz im Mittelfuß und gleich darauf ein metallisches Krachen vom Caribu, das einen Pfosten später eingeschlagen ist. Scheiß Leitplanke schreie ich und als ich den Fuß belasten möchte wird aus dem zornigen ein schmerzvoller Aufschrei. Ich hüpfe auf einem Bein zum Caribu und sehe das durchtrennte Tauchrohr der Vorderrad-Gabel. Jetzt wo mir bewusst wird, dass dies hier (nach knapp 3 Wochen und gut 5000 km – nicht mal ein Viertel der geplanten Tour!) wohl schon das Ende meines Mittelmeer-Umrundung-Traumes ist, mache ich auf einem Bein hüpfend noch ein letztes Foto. Ralf muss es im Rückspiegel gesehen haben, denn er hat mit Kerstin sofort umgedreht und erklärt mir nun, dass er gar nichts machen musste, da das Wegrutschen seines Hinterrades nur ganz kurz war und die Straße sofort wieder Gripp hatte. Also muss ich genau am Anfang des unverständlich rutschigen aber nicht ersichtlichen Stückes zu schnell und unnötig reagiert haben. Als ich nun sehe, dass es 20 Meter weiter direkt hinter der Leitplanke senkrecht sehr tief zum Meer abfällt, nehme ich meine Beschimpfungen auf die Leitplanke zurück!
UND JETZT BEGINT DER EIGENTLICHE THRILLER !!! Nachdem immer mehr Menschen dazukommen, steht plötzlich auch die Polizei da und redet wie wild (in für uns 3 natürlich unverständlichem griechisch) auf mich ein. Dann wird ein altes Auto auf der Gegenfahrbahn angehalten und unter meinen Protesten werde ich zum hilflosen älteren Fahrer in die klapprige Kiste gedrängt. Dass es in unserer Reiserichtung doch nur 20 km bis Patras (der nächsten großen Stadt) sind, scheint nicht zu interessieren. Ralf schiebt mir gerade noch den vorher gefüllten Müllsack mit meinen nötigsten Utensilien und Helm hinterher und meint sie würden sich ums Motorrad kümmern. Nach abenteuerlichen knapp 30 km Fahrt – bei der ich vor Todesangst für kurze Momente sogar die fürchterlichen Schmerzen im rechten Mittelfuß vergesse – setzt mich der wahrscheinlich angetrunkene Fahrer in seiner fast bremsenlosen Klapperkiste mit Lenkproblemen in einem kleinen Hospital in Missolonghi ab. Während ich lange Zeit alleine auf einer Pritsche in einer Art Abstellkammer liege, greift plötzlich jemand nach meinem neben mir stehenden Müllsack – im letzten Moment kann ich ihn gerade noch an mich reißen und fest umklammern während kleine Hände nach meiner Jacke greifen die ich auch noch rechtzeitig retten kann! Es ist eine Zigeunerin mit ihren Kindern! Ich schreie wie wahnsinnig vor Wut und Schrecken, so dass sie schnell die Kammer verlassen und mit den herbeieilenden Schwestern endlich auch meine lange schmerzvolle Wartezeit beendet ist. Draußen ist es schon dunkel und es scheint nur noch ein „Weißkittel“ (mit nur sehr dürftigen Englisch-Kenntnissen) zu „arbeiten“. Nachdem ich ihm deutlich meine Schmerzen im Mittelfuß klargemacht habe, röntgt er nur mein Sprunggelenk?! Mein verzweifeltes Erklären der Verletzung im Mittelfuß tut er nur hochnäsig ab. Die Röntgenbilder zeigen zu seiner Erleichterung natürlich keine sichtbare Verletzung und er gibt mir ein paar Spritzen – die meine großen Schmerzen aber leider nur kurzzeitig und mäßig lindern!? Nach einer weiteren längeren Wartezeit werde ich mit Müllsack und Röntgenbildern in einen Krankenwagen gelegt, der mich die 50 km durch die Nacht und mit der kurzen Fähre nach Patras in ein richtiges Krankenhaus bringt. Hier werde ich total erschöpft sofort nochmals, nun von einem einigermaßen Englisch sprechenden Arzt, untersucht der auch auf meinen Schmerz-Hinweis eingeht und den Mittelfuß röntgt. 4 Mittelfußknochen sind durchschlagen, genau so wie ich mich mit dem Fuß am Leitplankenpfosten abgefangen habe – durch die stabile Motorradstiefelsohle! Er meint kopfschüttelnd die „gesunden Röntgenbilder“ des Hospitals betrachtend: „Bungler“ (Pfuscher) und er zeigt mir, dass die Bruchenden eines der gebrochenen Knochen unschön übereinander liegen. Er meint, es wäre wahrscheinlich ein Nerv dazwischen eingeklemmt, weshalb ich so starke Schmerzen hätte. Er würde mir raten, das schnellstmöglich in Deutschland machen zu lassen, da es nicht ganz unkompliziert wäre. Welches Mittel mir denn im Hospital gespritzt worden wäre wollte er wissen, da dort niemand mehr zu erreichen wäre und vom Pfuscher schriftlich nichts festgehalten worden sei – da ich es natürlich auch nicht weiß, könne er mir nur leichte Schmerzmittel geben und hoffen, dass ich die Nacht irgendwie zum wichtigen Schlaf finde. Leider würde im total überfüllten Krankenhaus momentan wiedermal gestreikt, weshalb er sich schon jetzt entschuldigen möchte. Ich werde um Mitternacht in meinem klapprigen Krankenbett irgendwo auf dem total schmutzigen Flur zwischen vielen anderen Betten und regem Verkehr, der laut helfenden und zumeist rauchenden Angehörigen, deponiert. Auf meinen Beistell-Tisch wird noch ein Plastikbecher mit Wasser platziert und als ich ihn irgendwann in der fast schlaflosen Nacht vollends ausdrinken möchte, sehe ich im allerletzten Moment, dass mehrere Zigarettenkippen drin schwimmen! Als ich dann irgendwann gegen Morgen eingenickt bin, werde ich unsanft wachgerüttelt – von 2 Polizisten die in wildem griechisch auf mich einreden und mir einen griechischen Wisch zum unterschreiben unter die Nase halten. Hier und so unterschreibe ich (vielleicht mein Todesurteil) natürlich nicht, was sie erzürnt und fast handgreiflich macht. Jetzt fange ich (wieder) an wie panisch extrem zu schreien – was ja gestern bei der Zigeunerfamilie und den herbeieilenden Schwestern auch Wunder bewirkt hat! Die jetzt herbeieilenden Ärzte schicken zuerst mal die Polizisten weg und erklären mir, dass mir nachher eine Gipsschiene angebracht würde und ich, wenn ich das Krankenhaus damit sofort verlassen würde, auch nicht bezahlen müsse?!? Während mir der Gips angelegt wird, kommen Ralf und Kerstin und berichten, dass mein „Caribu“ hier in Patras zwar auf dem Gehweg, aber wenigstens vor einer Polizeiwache abgestellt worden wäre und wir so hoffen könnten, dass das Motorrad dort wenigsten nicht geklaut oder die Gepäckboxen-Schlösser nicht aufgebrochen würden. Später kommen die Polizisten wieder – mit einem in Griechenland lebenden Franzosen der ein wenig Englisch kann!!! Als er versucht mir den griechischen Polizeiwisch holprig zu übersetzen, schüttle ich den Kopf und beginne wieder wirkungsvoll zu schreien. Meinen natürlich auch total erschrockenen Freunden Kerstin und Ralf erkläre ich, dass es keine Panik oder Schock-Zustand ist, sondern nur mein sehr hilfreiches Not-Werkzeug. Da sie momentan nichts weiter für mich tun können und ich ihre Reise schon genug aufgehalten habe, möchte ich mich von ihnen ganz herzlich verabschieden – auf ihre Frage, wie ich das hier alleine schaffen wolle, meine ich nur, dass sie ja gerade erleben durften wie ich mich schon recht gut zurechtfinde in diesem Schlamassel – solange meine Stimme nicht bricht 😉 Mit meinem riesigen, vollen Müllsack unterm Arm humple ich krumm auf Krücken in Richtung ungewissem (Krankenhaus)Ausgang und „leihe“ mir kurzerhand einen Rollstuhl, der in einer Ecke auf mich zu warten scheint. So komme ich etwas komfortabler zu einer Telefonzelle in der chaotischen Eingangshalle und rufe mit meinem Euroschutzbrief den ADAC Ausland-Notdienst in München an. Nachdem ich dem Mann meine prekäre Situation erklärt habe, meint er: „sie scheinen sich ja zu helfen zu wissen – nehmen sie ein Taxi und verhandeln einen guten Preis für die Fahrt zur Privatklinik im gut 200 km entfernten Athen. Wenn sie dort angekommen sind, können sie entspannend richtige Hilfe erwarten.“ Nach geraumer Zeit hält an der Hauptstraße im Rollstuhl hinter meinem großen Müllsack hervorgestikulierend endlich ein Taxi dessen Fahrer sogar auf den vom fitten ADAC-Mann vorgeschlagenen Preis eingeht. Wir sind direkt vor der Privatklinik mitten in Athen als ich gute 3 Stunden später von ihm geweckt werde! Er hätte mich auch in die Hölle fahren können, so fest habe ich geschlafen – war halt doch a bisle viel Action und a bisle wenig Schlaf für Klein-Frange die letzten 24 Stunden!!! In der modernen Klinik komme ich zu einem alten Mann in ein 2-Bett-Zimmer, mit dem ich mich noch den restlichen Tag gut unterhalte – wenn ich nicht gerade in (m)einer Telefon-Konferenz(-Premiere) mit ADAC, deutschem Arzt und meiner Rückreise-Begleitung bin. Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist der liebe alte Mann für immer „heim“gegangen – was ich, mich über nichts mehr wundernd, der Schwester melde. Die Versorgung in der Privatklinik lässt keine Wünsche offen (vielleicht ist Frange auch extra genügsam nach all dem Erlebten) nur meine geplante Rückreise scheint dem ADAC größere Sorgen zu machen, da ich ohne mein im Reisepass eingetragenes Motorrad eigentlich das Land nicht verlassen, die Operation in Deutschland aber auf die bürokratischen Wochen nicht warten kann! Glücklicherweise liegen zwischen Motorrad- und Frank-Eintrag im Reisepass viele Seiten und wir hoffen, dass es nicht bemerkt wird, da ich den Reisepass so präpariere, dass er automatisch bei meinem Eintrag aufspringt wenn man ihn ablegt. Meine Reisebegleitung ist eine Stuttgarterin die in Athen lebt und so durch den Nebenjob beim ADAC immer mal wieder kostenlos ihrer alten Heimat einen Besuch abstatten kann. Sie ist auf der Fahrt durch Athen (wo es vor ein paar Tagen geschneit hat – Anfang Mai wohlbemerkt!) immer an meiner Rollstuhl-Seite (der diesmal offiziell geliehen ist). Nur am Flughafen zwischen Einchecken und Betreten des Flugzeugs sind wir natürlich getrennt, da ich via Lastenaufzug ins Flugzeug gelangen soll. Mein Reisepass öffnet sich wie geplant bei meinem Eintrag und obwohl man den Helm in der großen Mülltüte vor mir (nicht nur beim Röntgen) deutlich sieht, schöpft man(n) keinen Verdacht – die griechische Mentalität hilft mir diesmal. Als mich ein Flughafenangestellter in meinem Rollstuhl (unter riesigen Flügeln durch) über das riesige Rollfeld in Richtung Flugzeug schiebt, bemerke ich plötzlich einige Meter vor uns die länglichen Öffnungen eines Regenrinnengitters genau in unserer Fahrtrichtung! Ich hoffe, dass die kleinen Vorderräder des Rollstuhls nicht gerade darin verschwinden – doch es passt – und schwungvoll werde ich aus dem Rollstuhl gekippt, kann mich aber durch einen schnellen Vorwärtssprung, den großen Müllsackauf fest umklammert, auf einem Bein landend vor den gekippten Rollstuhl retten. Mein Schieber ist todesbleich – und oben auf der Aussichts-Terrasse und hinter den Aussichtsfenstern applaudieren begeisterte Menschen. Ich drücke ihn kurz mit einem Zwinkern und dem Müllsack zwischen uns und genieße dann meine Panorama-Fahrt auf dem offenen Lasten-Aufzug hinauf ins Flugzeug! Der Heimflug verläuft erschreckend reibungslos, ja fast schon langweilig 😉 Im Böblinger Krankenhaus werde ich, zu meiner freudigen Überraschung, von meiner ehemaligen Klassenkameradin Beate betreut, die hier als OP-Schwester arbeitet. Von hier aus melde ich mich bei meinen Eltern, die mir auch erst jetzt helfen könnten – und denen dadurch viel sorgen erspart blieb.
Ohne diesen Unfall und damit Abbruch meiner Reise, hätte ich wahrscheinlich meinen gutbezahlten sicheren Job beim kalten Mercedes-Benz-Konzern nicht so einfach loslassen und mir etwas Neues nicht zufallen können. Nämlich die herzliche Zweimann-Firma Stetzler in Aidlingen wo Udo, der Chef, mich seit mein „Caribu-Eigenbau“ zu seinem Erstaunen beim TÜV eingetragen wurde, gerne anstellen wollte und ich nun mit Gips zur Probe arbeitete und dann sieben Jahre mit viel Freude meine Arbeitskraft und Ideen einbringen durfte… So hat am Ende alles seinen Sinn – Danke liebes „Leben…“ 😍
Ein paar Wochen später bringt mir der ADAC mein „CARIBU“ nach Hause. Anscheinend hatte es die ganze Zeit auf der Straße vor der griechischen Polizeiwache gestanden und das einzige was aus den nicht abgeschlossenen Alu-Boxen verschwand war ein Pornoheftchen, das ich mir in Rom gekauft hatte – ein wenig Sch(w)und ist immer und den Ordnungshütern sei ein wenig Freude im Dienst gegönnt 🙃
Das war im Sommer 1987. 1994 hat mich das Leben in meine seitherige Heimat Schwedisch-Lappland am Polarkreis geführt, wo ich 2016 plötzlich Zeichen bekomme für eine Fahrradtour die mich ungeplant und ziellos WUNDERnvollst bis nach und durch China führt. Das albtraumartige Ende dieser Tour ist mit lebensgefährlicher Krankheit, Kidnap-Versuch, Diebstahl, Sachbeschädigung, Morddrohung, Verleumdung, Kopfgeldjagd, Verschwörung, Verhaftung, Korruption, Gericht, Abschiebelager, Horror-Knast, Abschiebung… noch unglaublicher und führt schlussendlich zur Freiheit meiner Seelen-Begegnung (und seit 2017 Frau) Xiao. ABER‼️ Durch die schwedische Mentalität und die Geschehnisse in der Welt, war der vermeintliche Albtraum erst vier Jahre später ausgestanden – Leben weiß und kann – wenn man ihm total vertraut 😍
– 43-Liter-Tank aus 1,5 mm Stahlblech, Alu-flammgespritzt und Pulverbeschichtet – Sitzbank mit großem Werkzeugfach und aufklappbarem Soziusplatz als Lehne für Alu-Topbox
Alle Umbauten sind problemlos auf Originalzustand zu ändern.8
Reise-Eigenanfertigungen (ohne TÜV-Abnahme)
– Gepäckträgersystem mit Aufbocksystem, Öltank und Reservereifenhalter -Alu-Boxen mit Innentaschen und Deckel als Tisch-Funktion
April 1987 – mit selbstgebautem Gepäcksystem fertig zur langgeplanten Mittelmeerumrundung. Abschied von Freundin Christine, ihrer Freundin und MamaMai 1987 – Mittagspause am Ätna-Vulkan (nach mühsamer Lava-Gelände-Hochfahrt) und dann nach 3 Wochen in Griechenland das plötzliche (Thriller-würdige) Ende der TourJuni 1988 – mit Freundin Christine und abgespecktem Gepäcksystem auf Tour zum Nordkap. Eine Woche nachdem wir zurück sind habe ich ein kritisch-tierisches Erlebnis während der FahrtJanuar 1991 – Elefantentreffen Thurmannsbang-SollaNach der mir zugefallenen Auswanderung an den schwedischen Polarkreis umgebaut für den Job als Lappland-Tourenguide 1998 – mit Freundin Sanne und Reisegästen am Svartisen-Gletscher
Erweiterung zur „Caribu“
– Verkleidung mit Cockpitscheibe um 15cm erhöht – Gepäckplatz unterm Scheinwerfer – Einzel-Instrumentkonsolen aus V2A zur Instrumenttrennung wegen Tankrucksack – Seitendeckel aus geschmiedetem Alu-Blech und Handprotektoren aus Kunststoff – Motorschutz-Verkleidungseinheit aus Stahl-V2A-Alu-Kombination – V2A-Gepäckbrücke mit Packtaschenhalter und Gepäckfach – Soziusfussrasten-Vorverlegung aus V2A
Alle Umbauten sind problemlos auf Originalzustand zu ändern.
Herbstsommer 2002 – Lappland-Rundtour Wegen fehlendem Anlasser fahre ich mit der „Caribu“ und Freundin Silvie auf der Anfang des Jahres fertig umgebauten STIEFRA-BMWSeit 2007 total abgespeckt zum Trial-Motorrad für Fahrertrainings im Einsatz (natürlich als Ex-Crosser)
Total überladene Wetterflucht… bis kurz vor Albanien 😎
Aus meinem Fotoalbum 12.6.1986, Aidlingen Mein Freund Rainer (ehemaliger Maschinenschlosser-Ausbildungskollege bei Daimler) hat bei mir geschlafen. Um 5 Uhr sind wir aufgestanden, haben eine neue Kupplung eingebaut und die 1000 Sachen zusammen- und aufgepackt……und jetzt bekommen wir Bedenken am Restangebot der Sitzfläche!Probesitzung!!! (sogar Fotograf-Mama scheint die Luft anzuhalten) A bisle eng ist ja toll – doch das hier ist zu toll.Um 13 Uhr kamen wir dann endlich los. Bei Nieselregen ging`s auf der Autobahn Richtung Salzburg. Ab Augsburg wurde aus Niesel- Dauerregen und nun nach 5 Std. und zweitem Tankstopp vor der Österreich-Grenze werden aus zwei „heissen Typen“ langsam aber sicher Eiszapfen! 📌 Rastplatz Bad Reichenhall SüdAuch in Richtung Spittal verspricht der Himmel keine Wetterbesserung. Die total überladene Honda schwimmt nicht schlecht bei nasser Fahrbahn.Bei den Stopps hat der gute Rainer jedesmal viel zu erledigen: – pinkeln (zu viel eingedrungene Nässe?) – Kartenlesen (um den warmen Süden schneller näherzubringen!?) – Gymnastikübungen (gegen aufkommende Platzangst?) 📌 Rastplatz A10 TauernautobahnKaum ist Rainer der Steuermann, lässt die Sonne uns merken, dass es sie noch gibt. Wir flippen fast aus, obwohl sie schon bald untergehen wird. 📌 A10 TauernautobahnWir fahren Villach entgegen… …es wird Zeit, nach einer Schlafgelegenheit Ausschau zu halten! 📌 Spittal an der DrauDurch ein Loch in der Wolkenwand erhellt die Sonne Spittal – wir nehmen es als Gute-Nacht-Gruß13.6.1986 Am Fuße des Wurzenpasses haben wir am Vorabend von einem Bauer nach längerem Überlegen seine Heuhütte zum Schlafen bekommen. Es nieselt wieder als wir um 9.30 Uhr Richtung Jugoslawien-Grenze aufbrechen. Der Vršič-Pass hat 55 Serpentinenkehren und ist eine echt jugoslawische Enduro-Straße als Alternative zur Hauptverbindung nach RijekaDer Pass ist ein Genuss für die Augen und für`s Motorradler-Herz.Auf der Passhöhe (1611 m) angekommen ist niemand da um uns zusammen auf`s Bild zu bringen – und Selbstauslöser hat die Pocketkamera nicht. Also macht jeder von uns ein Bild vom Anderen ☺️Bei der Abfahrt werden wir ca. 10 km auf einen sehr steilen Feldweg umgeleitet. Eine Tortour mit einem 350 kg schweren Lastenesel durchs Gelände, dessen Vorderteil wenn immer möglich störrisch gen Himmel will 🙃Endlich unten und Sonnenschein! Alle Regenklamotten schnellstens vom Leib. Der gute Rainer kämpft zum Glück nur mit dem (Regen-)Stiefel 😜Im Tal entlang der italienischen Grenze Richtung Rijeka. Viele deutsche Motorradfahrer sind unterwegs zum Straßenmotorrad-WM-Lauf dort. 📌 TolminRijeka haben wir schnellstens hinter uns gelassen – einen Sturm (Bora-Fallwind) haben wir noch vor uns – was wir leider oder zum Glück noch nicht ahnen. 📌 BakarÜber der Insel Krk ist noch strahlender Himmel – sonst macht es, wie gehabt, leider wieder überall dicht.Wird wieder Zeit nach einem trockenen Schlafplatz zu suchen14.6.1986 Nach 400 Tages-km, einsetzendem Regen und Dunkel haben wir uns (ganz gegen mein Reise-Prinzip) müde und kalt für diese Pension entschieden. 📌 Starigrad-PaklenicaHeute Morgen regnet es zwar nimmer aber es ziehen schon wieder dicke Wolken vom Gebirge auf uns zu – also weiter südwärts. Wie nun mit diesen Honda-Tourern habe ich hier schon 2 Jahre zuvor (bei der Motorradtour alleine auf meiner Yamaha RD350LC) mit Harry und seiner Freundin aus Korbach (auf der tollen Honda CB1100R) Smalltalk gehalten. Leider sind sie ein paar Tage zuvor gestürzt und konnten wegen der Aufschürfungen nicht mehr baden. Sie habe ich 1985 während meiner Marinezeit in Kiel und 1988 auf der Rückfahrt der Nordkap-Motorradtour besucht und werde ihn erst 2023 auf dem Rückweg mit dem Motorroller von Deutschland in meine mir 1991 zugefallene Wahlheimat Lappland überglücklich wiedersehen.Die 2 Honda-Freunde können sich nicht vorstellen dass wir auf unserem Schwertransporter noch Platz haben und er überhaupt noch fahrbar ist – nicht ganz unbegründet 😎Zuversichtlich weiter gen Süden und zunehmender Hitze. Rainer wird natürlich immer nervös wenn ich die Fuhre fürs Foto einhändig auf Kurs halte – aber schließlich ist meine Motocross-Erfahrung nicht umsonst 😘Rainer traut dem Wetter trotz der großen Wärme noch nicht so ganz… …und während ich auf Knipstour gehe……tankt er Sonne voll 😊Brücke übers Meer bei ŠibenikNachdem wir an den Vortagen 1000 km gefroren haben, sind wir jetzt beim Rasten froh über Schatten. 📌 OmišSeine Nerven schonend macht Rainer mit meiner Pocket-Kamera den selbigen MannTraumhafte Panoramen……der tollen Steilküste entlang… und als das Vorderrad in voller Fahrt wiedermal durch den Bora-Fallwind und die rücklastige Überladung abhebt, gibt mir Rainer einen schlagkräftigen Grund etwas gemächlicher zu fahren…Ich schau dir in die kleinen Augen 🙃Idyllische Städtchen zwischen Bergen und MeerUnd sie funktionierte doch/noch – Leben sei Dank für Rainer und Frank bei dem kleinen Tank 😘Und weiter mit vollem Tank – wobei die 10 Liter nichts ausmachen gegen den FallwindKurze Pause… …kurz vor DubrovnikKurze Fähre von Kamenari… …nach LepetaneNach gut 500 Tages-km der Küste entlang beziehen wir 60 km vor der albanischen Grenze diesen Campingplatz bei Budva am Strand „Plaza Jaz“… …uns wundernd über so viel Platz direkt am MeerAber wo ist die Sonne geblieben? Hier „kocht“ der Chef – auf kleinstem weil einzigem GasfeldNach unserer ersten gemeinsamen Zeltnacht dürfen wir schon früh am nächsten Morgen verstehen warum die Camper den Schatten im Wäldchen der Strandnähe vorziehen 😎Also ziehen wir freiwillig um, ein paar Meter landeinwärts zu den anderen Campern in den SchattenHerz was willst du mehr MeehrSonnen-AnbeterDie Zelt-Nachbarn Franz und seine junge Familie aus Schongau werden unsere FreundeTagsüber… …verbringen wir mit unseren Freunden am Strand……iin der Nacht in unserem Lichtgewichts-Hotel……und Frühstück gibts wieder am gemütlichen Tisch bei den Freunden 🙏An eimem Abend nehmen uns die Freunde sogar in ihrem 123er Mercedes mit..zum Essen in ihrem Lieblingsrestaurant im knapp 20 km Richtung Albanien entfernten Küstenort Petrovac na moru.Beachlife – na, Franz… …so wird’s nix mit Sandburg 😘Es war (unbewusst) meine letzte Nacht in diesem Zelt……aber bewusst unser letzter Tag an diesem Strand… Ein Prost auf die schöne Zeit hier und vor allem auf unsere liebe Familie aus Schongau 😍20.6.1986 Nachdem wir im Hauszelt bei unseren Freunden übernachten durften damit wir nicht am frühen Morgen Zusammen- und Aufpacken müssen, sind wir um 5 Uhr morgens nach herzlicher Verabschiedung abfahrbereit.Ein letzter frühmorgendlicher Blick über die Campingplatz-Bucht… bevor es gen Norden heimwärts gehtNach dden ersten knapp 30 km wieder auf der Fähre diesmal natürlich von Lepetane… …nach KamenariBlick auf das morgendliche Dubrovnik – danach entscheiden wir uns dann für die Fahrt durchs LandesinnereIm Gegensatz zur Küstenstraße ist jetzt natürlich die Straßenkarte nötig – aber dafür kein nervender Fallwind mehr. Tolle Landschaft……und Pässe – aber… die kleinen Straßen und vielen Ortschaften benötigen sehr viel Zeit und Konzentration 😴Erst in der Nacht erreichen wir nach gut 900 Landstraßen-km entkräftet die Grenze und kommen vor Mitternacht auf der A10 zwischen Spital und Salzburg dann auch noch in ein furchteregendes Gewitter-Unwetter das zeitweise sogar die Autos wegen Wischerproblemen zum Stoppen zwingt. Wir kämpfen uns wie verrückt unter den Blitzen weiter durch die Fluten – in der Hoffnung dass der Motor nicht absäuft und wir im Dunkeln mitten in den Fluten auf der Autobahn stehenbleiben.Leben sei Dank kurze Erholung vom extremen Gewitterregen im jeweils 6 km langen Katschberg- und Tauerntunnel 🙏Auf der A8 vor München sehe ich dann weiße Tierchen über die Autobahn rennen – höchste Zeit für eine Rast! Selbst die breite, gerade Ausfahrt in den Rasthof Holzkirchen wird durch meine Müdigkeit schmal wie ein Trampelpfad 😴Um wach zu bleiben ziehe ich die München-Durchfahrung dem Autobahn-Ring vor, so habe ich die restlichen gut 2 Stunden bis zuhause kein Problem mehr mit der Müdigkeit – zumal es auf halber Strecke schon hell wird 😎Um 8 Uhr Morgens, nach 27 Std. Fahrt, sind wir wohlbehalten am AWO-Waldheim in Böblingen, wo der gute Rainer seinen Zivildienst macht. wird Im Spätsommer werden wir eine große Frankreich-Motorrad-Rundfahrt machen – er auf der ihm dann gehörenden Honda und ich auf meiner gebraucht erstandenen, fast neuwertigen Yamaha XT600, die ich dann im Winter 86/87 für meine geplante 3-monatige Mittelmeer-Umrundung zur STIEFRA-Yamaha umbaue (u.a. mit eigenem 43- statt 11-Liter-Tank) .
…wider Herz/Mitgefühl/Intuition sowie Selbst-Verantwortung und -Wert aber LebenseiDank auch unerwartet 💜liche Momente
Na, könnt ihr den Matrosen Stiefel finden?
Am 1. April 1985, kurz vor Mitternacht, beginnt mein GrundWEHRdienst bei der Marine in Kappeln an der Schlei. Und so kam ich dazu: Ein paar Monate zuvor, bei der BundesWEHR-Musterung in Stuttgart, hieß es vor dem schriftlichen Eignungstest, dass die vier Besten der gut 200 jungen Männer bei einem anschließenden Einzelgespräch ihren Wunsch des GrundWEHRdienstes kundtun dürfen. Da ich gerne reise und mit der Marine somit das Notwendige wenigstens mit etwas Freude hinter mich bringen wollte (Verweigerung kam für mich wegen der idiotischen Gewissensprüfung nicht in Frage), strengte ich mich an und „durfte“ so mit drei anderen Jungs zwei Stunden länger für ein recht kurzes persönliches Gespräch bleiben und dafür den GrundWEHRdienst bei der Marine auswählen.
Das Gelände der Marinewaffenschule in Kappeln an der Schlei
Da wir von Süddeutschland, nach über 10 Stunden Zugfahrt, nun natürlich als letzte in der Kaserne hier oben (unweit der dänischen Grenze) angekommen sind, sind alle Bordstellen schon vergeben – also bleibt nur noch Landdienst für uns und nix mit zur See fahren!?! Als wir dann am nächsten Morgen auch noch den großmaulig-coolen Maat S, (Unteroffizier – links auf dem Gruppenbild) vorgesetzt bekommen, sieht sich mein sowieso sehr gespaltenes Bild von Bund und WEHRen bereits innerhalb der ersten zwölf Stunden zur Genüge bestätigt – idiotischer wäre die Gewissensprüfung sicher auch nicht gewesen 🙃
Während uns dieser nicht ganz unwahrscheinliche Zivilversager am nächsten Tag genüsslich Runde für Runde vom Rand aus über die Tartanbahn scheucht (was mir im Gegensatz zu vielen meiner Kameraden als ehemaliger Läufer, Weitspringer und Kugelstoßer bei „Jugend trainiert für Olympia“ nichts ausmacht), kommt unser aller Vorgesetzter (Dienstgrad natürlich vergessen) im Trainingsanzug (wie) zufällig dazu und meint mit einem verschmitzten Lächeln: „Und morgen laufen die Schwächeren ZUSAMMEN mit mir und die Anderen ZUSAMMEN mit Matrose Stiefel und Maat S.!“ Schlagartig verschwindet alles Coole im Maat und der Kompaniechef zwinkert mir heimlich zu.
„Unser“ cooler Maat hat mich von nun an natürlich auf dem Kieker, aber er kann mich nicht mal kaputtkriegen als er mich mit Gasmaske unzählige Male um das Gebäude scheucht weil ich mir das untersagte Grinzen nach jeder Runde nicht verkneifen kann und meine Kammeraden mitleidend schlussendlich vorsichtig andeuten Meldung zu machen.
Unsere ehemaligen Unterkünfte während der Grundausbildung
Da ich mit unserem Kompaniechef irgendwie herzlich verbunden bin, kann ich ihn sogar dazu bewegen, für uns Süddeutsche doch noch Bordstellen zu organisieren – wenn auch nur auf Mehrzweck-Landungsbooten.
Wie groß sein Vertrauen in mich ist, verdeutlicht folgendes Erlebnis: Bei einer großen Stubenkontrolle in unserem Gebäude durch ihn selbst, öffnet er auch mein Privatfach im Spint, da es (wie immer) unverschlossen ist. Zu meiner Verwunderrung sagt er nichts – aber eine Stunde später muss ich in seinem Büro antanzen. Anstelle einer Rüge meint er: „Wie sie wissen hab ich in ihr Privatfach geschaut – was ich darf wenn es nicht verschlossen ist – und was ich da gesehen habe, hat mir gefallen. Haben sie noch mehr solcher Literatur, denn meine Frau mag die? Er meint eines der Pornoheftchen das meine Kameraden und ich an einem Wochenende bei unserer Butterfahrt nach Dänemark dort mit großer Belustigung aus Automaten rausgelassen hatten. Das erzähle ich ihm und meine ich könne sicher ein paar leihweise bei meinen Kameraden für IHN organisieren…
Irgendwie darf dann nicht mal das Abschlussfest unserer 4. Inspektion gelingen, denn als es losgehen soll, fehlt Matrose K., den ich (mit etwas Kontakt zu diesem Einzelgänger) wieder mal zum Training in der Schwimmhalle vermute, da er unbedingt Kampfschwimmer werden möchte. Als ich nach ihm schaue liegt er auf dem Beckengrund 😥 Das Fest fällt somit natürlich aus. Dafür herrscht viel besserwisserisches Gerede um ihn, für den sich bisher niemand wirklich interessierte. WEHRet unserem mangelnden Mitgefühl – nicht nur in der BundesWEHR.
Am 1. Juli 1985, nach der dreimonatigen Grundausbildung als Überwasserwaffentechniker, beginnt nun für meine Süddeutschen Kameraden und mich der einjährige WEHRdienst auf den Mehrzweck-Landungsbooten
Links die Schleuse in den Nord-Ostsee-Kanal und in der Bildmitte das ‚Marinefliegergeschwader 5‘ mit den zwei Landunterkünften unterhalb der Landebahn – die zwei Brücken am Kai darunter sind nicht auf dem Bild, da die Landungsbootgruppe 1993 aufgelöst wurde
Die 17 Boote der Landungsbootgruppe sind im ‚Marinefliegergeschwader 5‘ am Ende des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel-Holtenau stationiert.
Ich werde dem ‚MZL Rochen‚ zugewiesen, das mit 8 der 17 Boote an der Komoran-Brücke liegt…
…und bin für das Bug-Geschütz zuständig – ausgerechnet ich, der noch nicht mal die Pistole wirklich vorschriftsgemäß weder blind hantieren kann noch will.
Unter Deck ist es ubootmäßig eng – nicht auf dem Bild ist der enge Mannschaftsschlafraum mit 5 extrem schmalen Stockbetten/kisten der links an die „Offiziersmesse“ anschließt
Hier darf ich nun ubootmäßig (18 Mann auf engstem Raum unter der Ladefläche) erleben wie es ist, wenn von oben herunter ausschließlich unzufriedener Druck statt Herz weitergegeben wird.
Unser Bootsmann ist ein hinterlistig schleimiger Sohlenlecker des „Alten“.
„Unser“ Kommandant (Oberbootsmann) ist autoritär und verschlagen und uns Mannschaftsdienstgraden gegenüber nur gut gelaunt, wenn er Freitags vor dem „Ausscheiden vom Dienst“ von der Offiziersmesse aus seine Ramsch-Waren wie z. B. Werbe-Tshirts an uns verkaufen kann… wenn es ‚Das Narrenschiff‘ von Reinhard Mey schon gegeben hätte, wäre es mir bestimmt nicht selten in den Sinn gekommen.
Zum Glück hat die gesamte Besatzung der 17 Landungsboote Landunterkünfte in zwei Gebäuden (Bildmitte), die wir, wenn wir nicht unterwegs sind oder Wache an der Brücke gehen müssen, anstelle der engen Bordkisten zur Übernachtung nutzen.
Die meiste Zeit an Bord verbringen wir, an der Kormoranbrücke festgemacht, mit trainieren von Manöverhandgriffen (wie hier z.B. die Heckklappe manuell runterzulassen), endlosem „Rostklopfen“ (mit dem Hammer Farbe abschlagen) und dann neue Grundierung und Farbe aufstreichen oder mit Feuer- und Wassereinbruchs-Übungen.
„Mein“ MZL Rochen
Auf Fahrt in der Kieler Förde, auf dem Kanal oder der Küste entlang bei null Wellen, sind die schuhkartonähnlichen Landungsboote kein Problem. Aber wehe wenn Seegang herrscht, dann kotzen nicht selten sogar die höheren Dienstgrade – Franges Chance die ansonsten kleinen Fleisch- oder Fischrationen in unbegrenzter Menge zu genießen 😘
Am 1. Oktober kommt ein „Bübchen“ aus dem Schwarzwald zu uns aufs Boot, der noch nie vom elterlichen Hof weg war. Die Mannschaft scheint auf diesen „naiven Schwächling“ regelrecht gewartet zu haben, um endlich den Druck und die Unzufriedenheit nach ganz unten weitergeben zu können. Fühle tief mit ihm und stelle mich deshalb so gut wie möglich hinter ihn, da ich das in abgeschwächter Form als Dorfler während meiner Realschulzeit in Sindelfingen selbst erfahren durfte (LebenseiDank habe ich seit meiner MotoCross-„Karriere“ mehr Selbstvertrauen). Und dann passiert das, was ich schon seit meiner Kindheit mit Gemobbten denen ich helfen durfte erlebt habe: er traut sich endlich nach Dienstende an den Video- und Saufabenden unter Deck teilzunehmen und wettert/witzelt jetzt lauthals gegen mich (den „Schwachen“ an seiner Seite), um die anderen, „starken“ Kameraden zu beeindrucken. Kein Problem, Hauptsache er muss nicht mehr so leiden. Da mich diese Abende eh nie interessiert haben, bin ich zwar akzeptiert aber dadurch irgendwie eine Art Einzelgänger, der die Abende mit Leuten von anderen Booten in der Stadt im Rockmusikschuppen und gelegentlich in der Disco verbringt.
Vor Beginn des Winters geht es mit unserem Boot in die Werft im nur 5 km entfernten Friedrichsdorf. Dort lerne ich den herzlich-coolen Jörg aus Kiel kennen, der an unserem Boot schweißt und mir sogar sofort seinen großen BMW für meine Freizeit anbietet – in der wir dann auch öfters gemeinsam etwas unternehmen. Nur seine Motorradgang interessiert mich herzlich wenig, da ich auf unserem Boot das Starksein in der Gruppe zur genüge „genießen darf“.
Eines Abends machen wir dann doch mit ein paar Leuten der Gang einen Besuch in der Rock-Disco ‚Dampferhof‘, die ich noch nicht kenne. Während ich total zufrieden neben der Tanzfläche an einem Pfosten der Empore lehne, regnet es plötzlich Asche auf mich.?! Da ich so zufrieden die Musik genieße, mache ich mir nicht viel draus – aber als es sich kurz drauf wiederholt, bin ich über die breite Treppe so schnell oben, dass ein Kerl am Tisch über meinem Stehplatz sogar noch den Aschenbecher in der Hand hat. Während ich ihn frage warum er das tut, bekomme ich von seinem Nebenmann mehrmals die Faust brutal ins Gesicht. Jetzt bin ich außer mir und ringe den Typ auf den Boden. Trotz dass seine Freunde mich versuchen von ihm wegzureiẞen (während einer sogar ruft „passt auf das ist Rambo“), gelingt es mir noch ihm auch eins auf die Nase zu geben – dadurch dass ich meinen Arm seinen Freunden entreißen kann, natürlich mit unkontrollierter Härte. Als ich mich befreit habe, kommt mir auf auf dem Weg nach unten Jörg hektisch entgegen und meint warum ich ihn und seine Gang nicht alarmiert hätte und dass wir nun schnell von hier verschwinden müssten. Ein paar Tage später lässt mich ein Bekannter wissen, dass er leider am Wochenende keine Zeit hätte, da er arbeiten müsse weil ein Kollege wegen einer Schlägerei im Dampferhof mit gebrochener Nase krankgeschrieben wäre – oh, erwidere ich nur… Es war die erste und einzige Schlägerei in meinen nun fast 60 Jahren – Leben weiß wofür und ich, dass (Frange)man sich auch ohne eines Bundes WEHRen kann.
Später, als Jörg wieder als Fernfahrer arbeitet, begleite ich ihn ein paarmal im Sattelzug nach Schweden und darf ihn sogar beim Fahren ablösen, damit er ein wenig ausruhen kann – meine Premiere als LKW-Fahrer.
Eines frühen Morgens geht es mit der ganzen Flotte des Geschwaders auf Manöver. Für mich ist Übungsschießen mit der Bordkanone angesagt. Es gilt einen Luftsack zu treffen, den ein Flugzeug an einem sehr langen Stahlseil hoch über dem Meer und den vielen, weitverbreiteten Booten hinter sich her zieht. ABER! Es dauert nicht lange und das gesamte Manöver ist beendet, weil etwas angeblich noch nie dagewesenes geschah – der Luftsack ist abgestürzt weil ich das Seil an seiner Befestigung getroffen habe!?! WEHRdienstverweigerung ganz praktisch – Leben weiß und kann 😘
Unser Kommandant ist alles andere als stolz auf mich – was unserer gegenseitigen Achtung natürlich nicht fördert – aber das belastet mich genausowenig wie von nun an die Kanone nur noch mit den Augen „würdigen“ zu dürfen 🙏
Auch wenn ich keinen Dienst am Wochenende habe, fahre ich nicht allzu oft nach Hause, da man, wenn Freitags um 12 Uhr nach erfolgreich abgenommener Gebäudereinigung endlich Ausscheiden vom Dienst angesagt ist und man nach viel Hektik den Zug bis Hamburg und weiter nach Stuttgart erreicht, trotzdem erst nach Mitternacht zuhause ist – um am Sonntagmittag schon wieder in Stuttgart starten zu müssen.
Einmal dürfen wir alle erst um 13 Uhr die Kaserne verlassen, weil die Kameraden des anderen Gebäudes nicht gut geputzt haben, was natürlich für uns aus Süddeutschland bedeutet, dass wir erst viel Stunden später zuhause sein werden, da in Stuttgart dann keine S-Bahnen mehr fahren. Verärgert über die ungerechte Kollektivbestrafung erwähne ich, dass ich dann eben am Montag krank wäre. Zufällig verletzte ich mich wirklich zuhause und komme so erst nach mehreren Wochen mit Krankmeldung zurück an Bord! Von da an hasst mich mein Kommandant natürlich.
Leben sei Dank habe ich seit den Marinemeisterschaften im Stadion in Kiel beim Geschwaderchef einen echten Stein im Brett, nachden ich laut seinen Worten beim freudigen Händedruck und Schulterklopfen „die Ehre des gesamten ‚Marinefliegergeschwader 5‘ gerettet habe“, da ich trotz der extrem trainierten Kampfschwimmer den 100- und 1000-Meter-Lauf gewinnen und beim Kugelstoßen gegen diese Schränke sogar Zweiter werden konnte – worauf dann als „unser Zehnkämpfer im Geschwader“ auch noch mein Einsatz als einer der vier Paddler im Schlauchboot dran war und wir dieses Rennen „durch ihren unglaublichen Krafteinsatz“ gewinnen durften.
Als dann für die Landungsboote Nachtfahrt durch den Nordostsee-Kanal ansteht, kommandiert mich „mein“ Kommandant natürlich gerne an ein anderes Landungsboot an der ‚Seeadlerbrücke‘ ab, das zu wenig Personal hat.
Bei meiner Nachtwache von zwei bis vier Uhr (die Ungeliebteste natürlich für den Gast), werde ich auf die Kommandobrücke gerufen und der verschlafene Kapitän in seinen Hochsitz weist mich mit der kurzen Anweisung „Mitte und Fahrt nach Sicht halten“ (oder so ungefähr) ans Ruder. Etwas unsicher aber sehr (an)gespannt versuche ich den 40-Meter-Kahn möglichst gerade in der Mitte des nun in der Dunkelheit und von hier oben nicht mehr allzu breiten Kanals zu halten – was mir nach kurzer Eingewöhnung auch ganz gut zu gelingen scheint, da der Alte im Hochsitz neben mir die Augen geschlossen hat und sehr gleichmäßig sowie manchmal mit Geräuschen schnauft. Bei meiner Ablösung um 4 Uhr meint er jedoch verschlafen, meine Fahrkunst wäre noch ausbaufähig, wie oft ich schon Ruder gegangen wäre. Als ich ihm antworte noch nie, kippt er fast aus seinem Hochsitz und schreit mich an ob ich wahnsinnig wäre und er mich einsperren lasse – worauf es ungewohnt cool aus mir kommt, dass man mir beigebracht hätte Befehle schweigend zu befolgen. Nun scheinen es schon zwei Kommandanten die mich hassen…
Zurück am Stützpunkt und auf MZL Rochen heisst es für mich dann schon bald ausscheiden mit Borddienst.
Dass ich dadurch in den letzten Monaten meines WEHRdienstes nicht auf die große Reise den Rhein hinunter bis Karlsruhe mitmachen darf, mag Genugtuung für „meinen“ (oder gar beide) Kommandanten sein – für mich ist es mehr als verschmerzlich nicht mehrere Wochen auf engstem Raum mit ihm und seinen Stiefelleckern das Radfahrerprinzip durchexorzieren zu müssen. Der Geschwaderchef hat mir herzlich klar gemacht, dass er nicht mehr für mich tun könne als mich zu ihm ins Vorzimmer zum Landdienst zu versetzen – Leben weiß.
In der Disco in Kiel lerne ich die herzliche, hübsche Anja kennen, die mich zu einer Party bei ihr zuhause an der Schleuse unweit der Geschwaderpforte einlädt. Ohne Wache gehen zu müssen hab ich ja jetzt immer pünktlich Schluss und keinen Wochenenddienst mehr.
Dort lerne ich dann auch ihren netten Bruder kennen, mit dem ich dann irgendwann sogar in der ‚Bergklause‘ das berühmt-berüchtigte „Scheiterhaufen“-Gericht gänzlich vertilgt bekomme – zur Überraschung aller. Für die Nacht darf ich im elterlichen Doppelbett neben Anja schlafen – die mir später sehr dankbar ist, dass ich mich dank (m)einer Intuition nicht verführen lasse, da sie später wieder mit ihrem Ex-Freund zusammenkommt.
Bereits Mitte Juni 1986, nach herzlicher Verabschiedung von meinen Freunden im Stützpunkt, auf den Booten, in Holtenau und Kiel, darf ich dann wegen Resturlaub die BundesWEHR auf Nimmerwiedersehen verlassen und schon eine Woche später starte ich mit Freund Rainer von Aidlingen aus auf Motorradreise auf meiner Honda Enduro gen Süden.
Doch bereits zwei Jahre danach bin ich wieder in der Nähe der Landungsboote, als ich, (nach der misslungenen Mittelmeeeumrundungs-Motorradreise 1987) 1988 auf der Rückfahrt der Nordkap-Motorradtour mit meiner Freundin Christine bei Anja und ihren Eltern übernachten darf.
Da Jörg inzwischen zu einer Frau nach Göteborg gezogen ist und immer wieder nachfragt wann ich ihn denn endlich dort mal besuchen komme, mache ich das mit meiner Lebensgefährtin Hilka über Weihnachten 1991 mit unserem Audi 100 – mit der Idee, danach, zwischen den Tagen, einfach weiter nordwärts gen Polarkreis zu fahren – wo uns dann am 30. Dezember ein Holzhaus im Inseldorf Mellanström zufällt.
Während die MotoCross-Meisterschaft Sommerpause hat machen mein Freund „Soni“ und ich uns mit Rucksack per Anhalter auf via Frankreich nach England, Wales, Schottland, Nordirland und Irland
Nach der Fähre Calais-Dover 6 Stunden warten auf einen Anhalter an der Fähre – und dann nimmt uns am späten Abend ein Trucker mit
Übernachtung an einem Kirch-Eingang – wir wachen erst auf als der Gottesdienst vorbei ist und bekommen dann Kaffee vom Pfarrer